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Venezuela und Russland stärken bei Besuch von Außenminister Lawrow in Caracas strategische Partnerschaft. Engagement für multipolare Welt


Von Julieta Daza, Caracas | junge Welt vom 20.04.2023

Die fünftägige Lateinamerika­reise des russischen Außenministers Sergej Lawrow geht weiter. Nachdem er am Montag (Ortszeit) von brasilianischen Regierungsmitgliedern empfangen worden war, unter anderem von Präsident Lula da Silva, begab er sich am Dienstag zur zweiten Station seines Lateinamerikabesuches: Venezuela.

Dort traf er seinen Amtskollegen Yván Gil, der auf der anschließenden Pressekonferenz die Beziehung zwischen der Bolivarischen Republik und der Russischen Föderation als »strategische Partnerschaft« charakterisierte. »Venezuela ist einer der zuverlässigsten Partner Russlands«, stimmte Lawrow zu. Beide Staaten seien sich bei ihren »Ansätzen zu den wichtigsten Themen der globalen Agenda nahe«. Zudem verbänden sie gemeinsame Projekte sowie Freundschaft und gegenseitige Sympathie zwischen den Völkern, so Lawrow weiter.

Laut Außenminister Gil hätten beide Staaten bisher bereits mehr als 300 Abkommen unterzeichnet. Nun wollten sie ihre Kooperation im Energie-, Finanz- und Handelsbereich vertiefen und die Lebensmittelimporte und -­exporte steigern. Konkret erwähnte Lawrow, dass beide Länder die Entwicklung zahlreicher Projekte in Bereichen wie Öl­förderung, Gas, Landwirtschaft, Medizin, Transport, Raumfahrt und neue Technologien planten.

Gegenüber dem Westen war die Ansage deutlich. Sowohl Russland als auch Venezuela – wie auch Kuba und Nicaragua – stünden »für die Verteidigung des Rechts der Völker, ihre Zukunft selbst zu bestimmen, ohne Einmischung und Erpressung von außen und ohne Versuche, sie durch illegale Zwangsmaßnahmen unter Druck zu setzen, wie die, die der Westen derzeit praktiziert«, betonte Lawrow. Entsprechend sei es notwendig, die gemeinsamen Kräfte zu bündeln, »um den Erpressungsversuchen des Westens zu begegnen«. Gil bestätigte, dass Russland und Venezuela die Grundsätze der Charta der Vereinten Nationen teilten und im Rahmen internationaler Organisationen wie der UNO eine gemeinsame Position zur Verteidigung der Selbstbestimmung, der Souveränität und des Weltfriedens hätten.

Auf Washingtons Unzufriedenheit wird wahrscheinlich auch Lawrows Statement stoßen, wonach Russland alles tun werde, »um die Abhängigkeit der venezolanischen Wirtschaft von den Launen und geopolitischen Spielchen der USA oder anderer Akteure des westlichen Lagers zu verringern«. Die US-Regierung hatte bereits am Montag Stellung zur Lateinamerikareise Lawrows bezogen und ihre Ablehnung kundgegeben. Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, äußerte, er hoffe, die Staatsführer Venezuelas, Kubas und Nicaraguas würden Zeit finden, um sich auch mit ukrainischen Politikern zu treffen.

Der Ukraine-Konflikt wurde in Venezuela ebenfalls angesprochen. Einig waren sich Lawrow und Gil in ihrer Ablehnung der gegen Russland wegen des Krieges verhängten Sanktionen. Zudem sagte der russische Außenminister, er habe mit seinem Amtskollegen die Frage erörtert, wer legitimerweise die Inter­essen der Krim und der Südostukraine vertrete. Zwar forderten der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij und seine »westlichen Herren« beständig die Rückgabe oder Rückeroberung dieser Gebiete »mit Gewalt«. Doch ihre Einwohner hätten sich in Referenden für den Anschluss an Russland entschieden.

Am Dienstag abend (Ortszeit) traf sich Lawrow dann mit der venezolanischen Vizepräsidentin Delcy Rodríguez, die per Kurznachrichtendienst Twitter mitteilte, dass sie beim Meeting ihr »gemeinsames Engagement für eine multipolare Welt« bekräftigt hätten. Zuletzt wurde Lawrow vom Staatschef des südamerikanischen Landes, Nicolás Maduro, bei einem nach dessen Worten »anregenden« Treffen verabschiedet. Die letzten beiden Stationen auf Lawrows Reise sind Kuba und Nicaragua.

 

 

 

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