Venezuela Info

Diese Webseite wird vom Netzwerk der Venezuela-Solidarität herausgegeben. Das Netzwerk besteht aus Organisationen und Aktiven, denen es am Herzen liegt, im deutschsprachigen Raum kontinuierlich über die Entwicklung in Venezuela zu informieren. Wir wollen denjenigen Menschen und Organisationen in Venezuela hier eine Stimme geben, die in den bürgerlichen Medien ignoriert oder diffamiert werden.
Zahlreiche westliche Regierungen sind aktiv an den Angriffen auf Venezuela beteiligt, in dem sie Sanktionen und die rechte Opposition unterstützen und Venezolanisches Eigentum beschlagnahmen. Wir sehen uns daher in der Verantwortung, die Solidarität mit denjenigen Menschen in Venezuela zu organisieren, die von diesen Angriffen betroffen sind, denjenigen die im Rahmen des bolivarischen Prozesses ihre Souverenität, ihr Streben nach einem Leben in Freiheit und Würde, ihr Ziel der Schaffung einer befreiten Gesellschaft, verteidigen. Neben der Webseite organisieren wir daher auch Kampagnen und Protestaktionen gegen die völkerrechtswidrige Politik gegen Venezuela.

Es geht uns aber noch um mehr: Der bolivarische Prozess in Venezuela basiert auf jahrzehntelangen Diskussionen und Kämpfen, an denen sich viele Millionen Menschen beteiligen. Sie haben sich trotz aller Angriffe, Rückschlägen und Opfern gegen eine mächtige Oligarchie, gegen die momentane Weltmacht Nr. 1, die USA und gegen zahlreiche weitere Länder, die danach streben, den politischen Fortschritt in Venezuela zu stoppen, behauptet. Ihr politisches Projekt basiert auf Solidarität, Partizipation, Selbstbestimmung und dem Ziel, den Kapitalismus zu überwinden. Es ist daher sicher eines der interessantesten und wichtigsten politischen Projekte unserer Zeit, mit einer Bedeutung weit über die venezolanischen Grenzen hinaus. Und nicht trotz, sondern gerade wegen den Schwierigkeiten und Differenzen innerhalb der Bewegung, um die real wohl keine Bewegung des sozialen Fortschritts herumkommt, lohnt sich eine tiefgreifende Beschäftigung damit auch für uns!

In unserem Aufruf fassen wir grob unseren Blick auf Venezuela und unsere Forderungen zusammen.
Der Text wird immer wieder aktualisiert. Aktueller Stand: Dezember 2019

Unser Aufruf & die inhaltliche Basis unserer Arbeit

Neben Kuba spielt Venezuela aktuell im Streben für ein freies Lateinamerika des sozialen und politischen Fortschritts, wohl die wichtigste Rolle. Trotz massiver Angriffe und Rückschlägen bestimmt die bolivarische Bewegung seit 1999 im wesentlichen die Politik. Als Staat, der Angriffen und Putschversuchen trotzt, ist Venezuela Rückhalt und Vorbild für andere, sowie als wichtiger Teil internationaler Bündnisse (u.a. ALBA) und Projekte (u.a. Telesur). Auch das politische Projekt an sich, bei dem unterschiedliche fortschrittliche politische Kräfte im Bündnis agieren, ohne ihre Kritik und Widersprüche zurückzuhalten, bei dem das Streben nach einer Überwindung des Kapitalismus, Partizipation, Selbstbestimmung, die Befreiung der Frauen und viele weitere Aspekte eine Rolle spielen, lohnt einer genauen Betrachtung, um davon zu lernen und inspiriert zu werden.
Die Erfahrungen die dort gemacht werden – im schwierigen Kampf für die Überwindung des Kapitalismus und den Aufbau einer neuen Gesellschaftsordnung, dies in einem aktuell aggressivem Umfeld, gegen Tendenzen der Bürokratisierung, gegen Korruption auch in den eigenen Reihen, mit Problemen bei der Gestaltung der Wirtschaft, mit nötigen und unnötigen Kompromissen mit der ökonomisch noch herrschenden Kapitalistenklasse usw. – sind wichtige Erfahrungen die auch anderen Bewegungen helfen können.


Wir empfehlen folgende Texte, um sich ein Bild des Prozesses in Venezuela zu machen und die bolivarische Bewegung zu verstehen:

Der Chavizmus kann nicht Rückgängig gemacht werden | Text von Federico Fuentes, Aktivist, Soziologe und Autor aus Australien. Er lebte mehrere Jahre in Venezuela und beschreibt die Eindrücke eines Besuches im März 2019, sowie Hintergründe der Entwicklung.

Wieso ist Maduro immer noch an der Macht? | Ein Bericht von Federico Fuentes, in dem er insbesondere Menschen aus Venezuela zu Wort kommen lässt und ihre Erfahrungen und Einschätzungen darstellt. (März 2019)

"In Venezuela wurde ein neues revolutionäres Subjekt geschaffen" | Interview mit dem Journalisten Tassos Tsakiroglou, in dem er auf den politischen Prozess in Venezuela eingeht, auf die Unterschiede zur Politik anderer linker Regierungen in Lateinamerika, ökonomische Hintergründe u.a. (März 2017)

Die wirtschaftliche Lage in Venezuela kann nur mit einer Berücksichtigung der umfassenden wirtschaftlichen Sanktionen, insbesondere von Seiten der US-Regierung, verstanden werden. Kein Land wäre in der Lage diese ohne weitreichende Folgen zu verkraften. 
Das Center for Economic and Policy Research (CEPR) aus Washington hat im April 2019 eine Studie vorgelegt, in der die Auswirkungen der Sanktionen gegen Venezuela seit 2017 analysiert werden. Darin werden die Sanktionen als Verstoß gegen das Völkerrecht angesehen und für den Tod von rund 40 000 Menschen in Venezuela allein in den Jahren von 2017 bis 2018 verantwortlich gemacht.
Das CEPR wurde von den Ökonomen Dean Baker und Mark Weisbrot mitgegründet. Der Beirat besteht aus den Nobelpreisträgern Robert Solow und Joseph Stiglitz; Janet Gornick, Professorin an der CUNY Graduate School und Direktorin der Luxembourg Income Study; und Richard Freeman, Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Harvard University.

Im Rahmen der Kampagne Unblock Venezuela wurden im Mai 2019 ebenfalls Dokumente veröffentlicht, in denen die Sanktionen und ihre Folgen erläutert werden.
In der Berichterstattung bürgerlicher Medien findet all dies leider kaum Berücksichtigung, stattdessen wird lieber weiter von einer "sozialistischen Misswirtschaft" u.ä. geschrieben.

Zusammenfassung zentraler Aussagen des CEPR Berichtes (deutsch)
Vollständiger Bericht des CEPR (englisch)

Unblock Venezuela Dossier (englisch / 32 Seiten / Stand: Mai 2019)
Unblock Venezuela Dossier (deutsch / 12 Seiten / Stand: Mai 2019)

Der Blick der meisten Menschen auf Venezuela, seine Regierung und die bolivarische Bewegung ist sicher geprägt, wenn nicht gar ausschließlich bestimmt, von den bürgerlichen Medien. "Sozialistische Diktatur", "Ein ehemals reiches Land, dass heute durch eine von der Regierung verschuldete Misswirtschaft und Armut geprägt ist" und ähnliche Zuschreibungen bilden seit Jahren die Basis der Berichte. Das meiste was in den bürgerlichen Medien behauptet wird ist leicht zu widerlegen, das Lesen von ein paar der Hintergrund-Artikel auf dieser Seite reicht hierfür. Manches ist etwas komplizierter, etwa wenn es um Korruption oder Fehler in der Wirtschaftspolitik der Regierung geht - hier ist es wichtig, die Probleme im Gesamtkontext zu sehen: So ist Korruption in Venezuela nicht erst seit 1999 ein Problem und die bolivarische Bewegung übt selbst Kritik daran, dass es hier, trotz aller Bemühungen und Erfolge, noch zu wenige Fortschritte gibt, wenngleich Venezuela, insbesondere unter Anbetracht der Umstände, keinen Vergleich mit anderen lateinamerikanischen Ländern scheuen braucht - was in der Regel jedoch in den Medien verschwiegen wird. Die krisenhafte wirtschaftliche Situation, als anderes häufig vorgebrachtes Beispiel, darf ebenfalls nicht nur oberflächlich betrachtet werden: Zentrale Faktoren hierfür sind etwa die bewusste Sabotage von Teilen der Unternehmen (die anders als behauptet keineswegs sozialistisch geführt, sondern in privater Hand sind) um die Regierung zu schwächen, hinzu kommen massive Sanktionen (siehe die Texte hierzu), eine mangelnde Basis der Industrialisierung und landwirtschaftlichen Produktion, die ebenfalls nicht erst seit 1999 zu schwach entwickelt sind, sowie Entwicklungen wie ein gesunkener Ölpreis. Und auch hier gibt es vielfältige Diskussionen in der bolivarischen Bewegung, in denen kritisch und selbstkritisch analysiert, jedoch insbesondere konstruktiv Wege aus der Krise gesucht werden - wohlgemerkt unter Bedingungen unter denen andere Länder längst kollabiert wären.

Es bleibt die Frage, weswegen die Sichtweise auf Venezuela hier so verzerrt ist, sich nur Wenige die Mühe machen unter die Oberfläche zu blicken und die Mainstream-Berichterstattung kritisch zu hinterfragen. Wir empfehlen die folgenden Texte, die sich kritisch mit den Berichten der bürgerlichen Medien über Venezuela auseinandersetzen:


Die heuchlerische Berichterstattung über die Proteste in Venezuela, Chile und Ecuador

Offener Brief an die Rosa-Luxemburg-Stiftung. Betr.: Venezuela

Aufruf: Keine Desinformation durch Bundesregierung und deutsche Medien!

Manipulation mit Staatsvertrag

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